Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky
wurde als Ärztin
von uns mit Vorschusslorbeeren bedacht und sollte als
Anästhesistin
über die Ausbreitung von Gasen (und Rauch) Bescheid wissen. Ihre
ersten Äußerungen zu dem in den Koalitionsverhandlungen
beschlossenen Rauchverbot
in der Gastronomie ließen darauf schließen, dass sie dabei
nur an Zwangsbeglückung von
Rauchern dachte und nicht an den Gesundheitsschutz von Nichtrauchern,
der
sowohl das Personal (inklusive Schwangerer) wie die Gäste (vom
Kind bis zum Herzkranken) betrifft. Wir wollten von einer
Ärztin nicht annehmen, dass sie die Interessen der Tabakindustrie
vertritt oder sich für eine "Spende" an ihre Partei im Wahlkampf
bedanken muss. Daher erwarteten wir, dass sie nach
der peinlichen Umarmung durch die Partei Dr. Westenthalers
(die nichts mehr mit der Politik von Mag. Haupt und anderer Freiheitlicher zu tun haben will) und
vieler Protestschreiben von Ärzten ihre neue Aufgabe endlich
erkennt.
Dann
würden
wir sie gerne unterstützen, um eine
akzeptable Lösung (auch mit Raucherzimmern wie in Schweden oder
Italien) zu finden. Ihr Entschluss, selbst das Rauchen aufzugeben,
ließ uns hoffen, wenngleich ihre Äußerungen am 6.2.07
gegenüber Vertretern der Ärzteinitiative noch einen
großen Aufklärungsbedarf
zeigten.
Beispielshaft soll hier nur einer der vielen besorgten Briefe
wiedergegeben werden, die wir nach dem ersten Interview von Min. Dr.
Kdolsky erhielten:
Medizinalrätin
Dr. Anna Andrea ZIMMERMANN
Ordination für HNO - Krankheiten
A-1140 Wien, Hütteldorfer Str. 353
Offener Brief an Frau
Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend
Dr. Andrea Kdolsky
Betr.: Ihre Haltung NichtraucherInnen gegenüber
Sehr geehrte Frau Bundesministerin,
Ich begrüße Ihre Aussagen und Ankündigungen, den verschiedenen real existierenden Formen des Miteinanderlebens familienpolitisch Rechnung tragen zu wollen.
Ihre Aussagen zum Nichtraucher-Schutz jedoch, der mittlerweile auch von unserer Ärztekammer in strengster Form postuliert wird, bringen Sie in Gefahr, bald als U n g e s u n d heitsministerin zu gelten:
Bitte nennen Sie mir die österreichischen Restaurants, in denen „der Raucherbereich aus zwei Katzentischen am Eingang zur Toilette besteht“. Dorthin möchte ich gerne vorrangig essen gehen.
Wenn uns Geräusche stören – wie das durch ein schreiendes Kind vorkommen mag – können wir immerhin unsere Ohren mit schöner Musik aus Kopfhörern beglücken oder durch Stöpsel u. dgl. verschließen. Wenn jedoch verrauchte Atemluft uns belästigt und unsere Gesundheit beeinträchtigt, können wir uns nicht schützen. Wie können Sie als Arztkollegin (!!) es als Diskriminierung der Raucher bezeichnen, wenn es um den legitimen Schutz der Nichtraucher vor toxischem Rauch geht?
Sie meinen, dass man kein Umdenken mit Verboten erreiche und dass diese immer das Problem der Kontrolle bergen. Das ist, gerade was das Rauchen anbelangt, nicht zutreffend: Denken Sie nur an das aktuelle Beispiel Italien und wie sich dort das vorher unrealisierbar scheinende generelle Rauchverbot in Lokalen ausgewirkt hat!
Laut Aussendung der Österreichischen Ärztekammer vom 6.09.2006 sterben in Österreich jährlich 14.000 Menschen durch das Rauchen und etwa 1.000 Menschen in Folge des Passivrauchens. Ob diese aktuellen Ziffern zu hoch oder zu niedrig geschätzt sind, ist unerheblich, weil das Problem angesichts des starken Anstiegs jugendlicher RaucherInnen eskaliert. Da Nichtraucherschutz nur durch die absolute Trennung der Räumlichkeiten realisierbar ist, erwarte ich von Ihnen bei einem negativen Ausgang der Evaluierung, dass Sie statt der freiwillig nicht umsetzbaren eine gesetzliche Regelung für die Gastronomie erlassen, die jener Italiens entspricht.
Mit freundlichen Grüßen
MR Dr. Anna Zimmermann Wien, am 19.01.2007