Den Gegensatz zwischen dem Bild des Rauchers, das die Tabakwerbung zu vermitteln sucht und der Realität beschreibt der Psychiater Prof. Reinhard Haller treffend in seinem Buch "(Un)Glück der Sucht":
Schon der junge Raucher ist unsicher, sucht nach Selbstsicherheit und besserer Kommunikation. Tabakwerbung und rauchende Freunde geben ihm das Gefühl der Reife, des Erwachsenseins. Der Raucher kann sich, von hintergründiger Unsicherheit geplagt, an etwas festhalten und ein Gespräch gleichsam mit leuchtendem Stab dirigieren. Er kann, in der Erwachsenenwelt noch verunsichert, durch das Festsaugen an einem Mutterbrust-Ersatz in einen angenehmen Zustand regredieren. Im Rauchen findet er aber vor allem die Möglichkeit zur Kommunikation: "Hast Du eine Zigarette, brauchst Du Feuer,..."
Aus psychologischen Modellen, von der oralen Frustrierung über den narzisstischen Aufstieg im Rauch bis hin zu lerntheoretischen Vorstellungen lassen sich Hypothesen zur Erklärung des Rauchens ableiten. Doch können alle Erklärungen den Raucher nicht davon entbinden, das Rauchproblem selbst zu lösen. Eine finale Betrachtungsweise ist viel hilfreicher als eine kausale.

Allgemein charakterisiert Prof. Haller die Sucht durch die Dominanz, die sie im Leben des Süchtigen bekommt. Solange sich Geschäftemacher und Populisten mit dem Süchtigen solidarisieren und sein Verhalten verteidigen, wird er es nicht ändern. Dabei spielen die Verharmlosung der Folgen und andere Abwehrmechanismen des Süchtigen eine Rolle. Z.B. "der Staat mischt sich in Angelegenheiten mündiger Bürger ein" ist ein typischer Abwehrmechanismus des Drogensüchtigen: Durch Projektion werden Gefühle, Impulse, Eigenschaften oder Wünsche, die man nicht für sich akzeptieren kann, auf andere Personen oder Institutionen, manchmal auch den Staat oder die ganze Gesellschaft verlagert. Daduch kann der Süchtige sein Problem leichter ertragen und schiebt die Verantwortung anderen zu. Dies führt nicht nur zur Verkennung der Realität, sondern zur Entwicklung einer Vorwurfshaltung, indem er sich selbst als Opfer sieht.
Hoffnung auf Heilung besteht erst, wenn der Süchtige seine Krankheit erkennt, dafür Verantwortung übernimmt und keine Ausflüchte (Stress, etc.) sondern Befreiung von der Abhängigkeit sucht.