·
Nikotin
wirkt sympatikomimetisch
und ist gleich schädlich aus Tabak oder chemisch synthetisiert
(gleiche Wirkung in E-Zigaretten)
·
unterdrückt den Hustenreflex, steigert
die Herz- und Atemfrequenz
·
verengt
die Blutgefäße
und führt zu einem Anstieg des Blutdrucks,
·
führt zu
Abkühlung der Haut, Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose,
·
lässt den
Sauerstofftransport und die Atemtiefe sinken,
·
steigert
die Magensaftproduktion und Darmtätigkeit, fördert Reflux,
·
über
Adrenalin stoffwechselsteigernd
(Fett- und Glykogenabbau, Blutzuckeranstieg),
·
setzt
Noradrenalin, beta-Endorphin und Vasopressin frei,
weiters Dopamin,
Glutamat, Acetylcholin, GABA, Serotonin sowie Beta-Endorphin,
·
erhöht im
Blut Cortisol, Prolactin und Somatotropin, reduziert Leptin.
Bringt nur im Augenblick Erleichterung, erschwert
Stressbewältigung, kann zur Depression
führen, etc.
Überblick
- Review
Angriffspunkte
im Gehirn, Herzkreislaufsystem,
Immunsystem,
Atemwege,
Verdauungstrakt, Auge, Niere,
Reproduktion, Krebs
Bei Ungeborenen,
Kindern und Jugendlichen stört es v.a. die Entwicklung
von Hirn und Lunge. Nikotin kann auch auf das Gehirn der Folgegenerationen
wirken, wobei nach Tierversuchen auch Nikotin aus der Zigarette des Vaters
über DNA-Metylierungen zu epigenetischen Schäden führt.
Nikotinsucht:
Entzugssymptome entstehen in 10% der Fälle schon binnen 2 Tagen
nach der ersten Zigarette und bei 30% innerhalb eines Monats nach
Rauchbeginn.
Nach einer Studie an Jugendlichen in Neuseeland hatten 25% der neuen
Raucher schon nach ein bis vier Zigaretten Entzugssymptome. Diese
Jugendlichen hatten eine 200-fach höhere Wahrscheinlichkeit, später
täglich zu rauchen.
Die Resorption des
Nikotins über die Schleimhäute der Lunge bzw. des Mundes ist abhängig vom
pH-Wert des Tabakrauches. Der Zigarettenrauch weist einen pH-Wert von 5,5
– 6,5 auf. In diesem sauren Milieu liegt das Nikotin in ionisierter Form
vor und wird nur über die Alveolen der Lunge absorbiert. Der Zigarren-
oder Pfeifenrauch weist pH-Werte von mehr als 6,5 auf. Nikotin liegt nun
in der nicht-ionisierten Form vor und kann auch durch die Mundschleimhaut
aufgenommen werden. Auf dem Blutweg gelangt das Nikotin in 7 bis 10
Sekunden ins Gehirn. Der Nikotingehalt einer einzigen Zigarette reicht
aus, 88% der Nikotinrezeptoren im
Gehirn zu besetzen. Aus Tierversuchen weiß man, dass bei einer
Nikotinzufuhr, die täglich ein bis zwei Zigaretten entspricht, diese
Rezeptoren schon am zweiten Tag im Hippocampus zunehmen, also in einem
Hirnteil, der für das Langzeit-Gedächtnis
wichtig ist. Diese Veränderungen und die nachhaltigen Störungen der Boten-
und Signalstoffe Acetylcholin, Dopamin, GABA, Glutamat, Noradrenalin,
Serotonin und Opiatpeptide erklären, weshalb am Beginn einer
Raucherkarriere eine einzige Zigarette genügt, um Entzugserscheinungen
wochenlang zu verhindern, obwohl das Nikotin selbst längst aus dem Körper
ausgeschieden wurde.
Aber das symptomfreie Intervall
zwischen 2 Zigaretten wird immer kleiner. Zwar kann es Jahre dauern, bis
ein Raucher täglich mehrere Zigaretten rauchen muss, ohne an
Entzugserscheinungen zu leiden, aber unaufhaltsam entwickelt sich eine
zunehmende Abhängigkeit, während der Spaß am Rauchen abnimmt, also eine Sucht ohne Genuss. Bei manchen wird
die Sucht so stark, dass sie sogar nachts mit Entzugserscheinungen
aufwachen.
Bevor Jugendliche 5 Zigaretten pro Tag brauchen, vergehen zwar meist 2
oder mehr Jahre, aber der einmal erreichte Abhängigkeitsgrad gräbt
sich im Gehirn fest ein. Daher dauert es nach einem Aufhörversuch
und Rückfall meist nur wenige
Tage, bis fast wieder die gleiche Zigarettenzahl geraucht wird wie zuvor.
Die Dauer der Abstinenz spielt dabei kaum keine Rolle und nach ein paar
Wochen ist der rückfällige Raucher wieder zu seiner früheren Tagesdosis
zurückgekehrt. Sogar nach jahrelanger erfolgreicher Abstinenz steigt ein
rückfälliger Raucher typischerweise mit 40% seiner früheren Dosis ein.
Niemals wird es ein Rückfälliger bis zur nächsten Zigarette wieder so
lange problemlos aushalten, wie ein Rauchanfänger.
Das Rauchergehirn wird also nie
mehr so reagieren wie früher. Ein nikotinentwöhntes Gehirn ist auch im
Magnetresonanztomographen erkennbar. Zwar gelingt es dem Exraucher nach
einiger Zeit, sein Verlangen nach Zigaretten zum Verschwinden zu bringen,
doch wird das alte Gefühl durch Schlüsselreize leicht reaktiviert. Gibt
der Exraucher nur einmal diesem Verlangen nach, fällt er selbst nach
Jahren meist wieder in das Stadium des Gewohnheitsrauchers zurück.
Die Schilddrüsen-Unterfunktion,
die Nikotin bei den Nachkommen auslöst, ist reversibel,
wenn
nach
dem
Rauchstopp gestillt wird, aber Veränderungen im Cortex und Hippocampus
wahrscheinlich nicht.
Im Tierversuch war Nikotin bei Mäusen
krebsfördernd,
aber nicht bei Ratten.
Schäden an der Erbsubstanz (DNA)
können zu Mutationen führen. Beim Menschen dürften weniger genotoxische als
epigenetische
Wirkungen für die Krebsförderung verantwortlich
sein, über nACh-Rezeptoren.
Für COPD könnte die inflammatorische
Wirkung von Nikotin eine zentrale Rolle spielen. Stoffwechselfolgen des
Nikotin tragen evt. zum häufigeren Auftreten von Praediabetes nach Konsum
von Tabak, E-Zigaretten und Oraltabak bei.
Reproduktion: Die Spermienqualität wird durch Nikotin verschlechtert, im
Tierversuch auch die Fertilität. Auch Nikotin aus E-Zigaretten könnte die
Potenz
beeinträchtigen. Oraltabak führte bei Schwedinnen zu einer Zunahme von Totgeburten.